Wann und wie oft sollte die betriebliche Eigenkontrolle durchgeführt werden?

Die betriebliche Eigenkontrolle sollte mindestens zweimal jährlich durchgeführt werden. Hierfür bietet sich jeweils eine Durchführung zur Mitte des Sommer- und des Winterhalbjahres an. Einflüsse der Jahreszeit oder unterschiedliche Haltungssysteme (z. B. Sommerweide) auf das Tierwohl lassen sich auf diese Weise am besten beurteilen. Optimal wäre eine viermal jährliche Durchführung der Eigenkontrolle. Den genauen Zeitpunkt wählen Sie so, dass er sich gut in Ihren betrieblichen Ablauf einfügt.

Eine regelmäßige und systematische Beurteilung anhand geeigneter Indikatoren kann dabei helfen, die Tierwohlsituation besser einschätzen zu können um sich nicht nur auf das eigene Bauchgefühl verlassen zu müssen.

Stichprobengröße

Einige Indikatoren (Indikatoren auf Basis zu erhebender Daten) können an einer von der Herdengröße abhängigen Stichprobe erhoben werden, die alle Gruppen laktierender Kühe sowie die trockenstehenden Kühe einer Herde anteilig berücksichtigt. Die Tierwohl-Check-App berechnet die Stichprobengröße automatisch anhand der Herdengröße der letzten Milchleistungsprüfung auf Basis eines etablierten Verfahrens, welches auch in den Projekten Welfare Quality® oder EiKoTiGer genutzt wurde. Diese Indikatoren können an derselben Stichprobe erhoben werden. Bis zu einer Herdengröße von 30 Kühen werden alle Tiere beurteilt. Darüber hinaus berechnet die App die herdengrößenabhängige Stichprobe (>30 bis max. 90 Kühe).

Wie verteile ich die Stichprobe auf unterschiedliche Gruppen im Stall?

Verteilen Sie diese möglichst zufällig ausgewählte Stichprobe auf alle Gruppen gemäß ihrem Anteil in der Herde, dass sowohl laktierende als auch trockenstehende Kühe anteilig beurteilt werden.

Beispiel
Sie haben eine Herde mit 100 Tieren, 30 Frischmelker in Abteil 1 ohne Weidegang, 60 Altmelker in Abteil 2 mit Weidegang und 10 Trockensteher auf Stroh. Für die Stichprobe mit 50 Tieren beurteilen Sie dann 15 Frischmelker in Abteil 1, 30 Altmelker in Abteil 2 und 5 Trockensteher auf Stroh.

Für die Indikatoren Liegeplatznutzung und Aufstehverhalten werden Beobachtungen durchgeführt, für die gesonderte Regeln bzgl. der Anzahl zu beobachtender Kühe gelten. Nähere Angaben hierzu finden sich bei den Erläuterungen der beiden Indikatoren.

Kann ich mehr Tiere beurteilen als vorgeschlagen?

Ja, die vorgeschlagene Stichprobengröße ist eine Mindestempfehlung, um ein verlässliches Ergebnis zu erhalten. Wenn Sie mehr oder sogar alle Tiere beurteilen, führt dies zu noch genaueren Aussagen über Ihre Herde. Zu kleine Stichproben können zu einer Verzerrung des Ergebnisses führen.

Wie wähle ich die Tiere aus?

Wenn ein Fressfanggitter vorhanden ist, können die Tiere nach dem Melken fixiert werden und je nach Stichprobengröße zufällig Kühe aus der Reihe ausgewählt werden. Jede Beurteilung schließt mit der Beurteilung des Gangbildes ab, hierzu wird das Fressgitter gelöst und die Kuh frei gelassen. Gleiches gilt für nicht für die Stichprobe ausgewählte Kühe. Beginnen Sie die Beurteilung von der rechten Seite, das heißt Sie haben den Futtertisch auf Ihrer rechten Seite, dann sehen Sie die Kühe direkt von der richtigen Seite.

Können die Tiere nicht fixiert werden, wählen Sie beim Gang durch den Stall oder über die Weide die zu beurteilende Kühe so zufällig wie möglich aus den fressenden, stehenden und liegenden Kühen aus. Stellen Sie sicher, dass Sie „in jeder Ecke“ waren, um so ein möglichst repräsentatives Bild der Herde zu erhalten und z. B. nicht nur ihre Lieblinge oder ranghohe Tiere beurteilen. Um Doppelerhebungen zu vermeiden, können Sie die bereits beurteilten Kühe mit einem Viehzeichenstift kennzeichnen.

Welche Hilfmittel sind für die Beurteilung nützlich?

Für die Tierbeurteilung:

  • 10-Cent Stück (als Referenz für die Größe von Integumentschäden)
  • Viehzeichenstift
  • Taschenlampe

Für die Beurteilung des Haltungsumfeldes:

  • Stoppuhr
  • Taschenrechner
  • Eimer mit Literangabene in entsprechender Größe – passend für die jeweiligen Tränken.

Wie gehe ich am besten vor?

Die Indikatoren sind in der App so angeordnet, dass sie in einer möglichst effizienten Reihenfolge um die Kuh führen. Es ist  daher sinnvoll, immer eine Kuh komplett zu beurteilen und dann zur nächsten Kuh zu wechseln. Die Vorgehensweise ist in diesem Video dargestellt.

Die Liegeplatznutzung sollten Sie am besten 3 Stunden nach der Futtervorlage beurteilen, wenn die Tiere üblicherweise liegen. Es ist sinnvoll, anschließend das Aufstehverhalten zu beurteilen.

Meine Ställe sind unterschiedlich, wie gehe ich vor?

Verteilen Sie ihre Stichprobe anteilsmäßig auf alle Ställe und Gruppen und notieren Sie die Rahmenbedingungen bei der Erfassung zur Haltungsumgebung. Legen Sie hierfür für jeden Stall eine entsprechende Gruppe an und ordnen die Tiere während der Erfassung der jeweiligen Gruppe zu. Anschließend erfassen Sie das Haltungsumfeld für jede Gruppe.

Krankenbuchten

Tiere in Krankenbuchten werden nicht mit erhoben und nicht in die Aus- bzw. Bewertung einbezogen. Eine bereits erfolgte Separierung erkrankter Tiere weist darauf hin, dass das Problem erkannt worden ist und das betroffene Tier behandelt wird.