Integumentschäden (inkl. Schwellungen)
Die äußere Haut (das Integument) stellt die Schnittstelle der Kuh zu ihrer Umwelt und des sozialen Umfeldes dar. Integumentschäden bilden die direkten Einwirkungen der Haltungstechnik und des sozialen Umfeldes (z. B. Verletzungen durch Hornstöße) ab. Frische oder verkrustete Wunden und Schwellungen sind schmerzhaft und können als Eintrittspforte für Infektionen dienen; Gelenkveränderungen können sich zu Lahmheiten entwickeln. Bei der Kuh treten solche Schäden besonders häufig an den Sprunggelenken (Tarsalgelenken) und Vorderfußwurzelgelenken (Karpalgelenken) auf und sind in der Regel auf eine nicht tiergerechte Liegefläche zurückzuführen (nicht ausreichend weich, verformbar, sauber und trocken). Schäden am Nacken sind in der Regel auf nicht an Herdenmaße angepasste Fressgitterhöhen zurückzuführen.
Beurteilung
Beurteilt wird das Sprung- und Vorderfußwurzelgelenk sowie die Oberlinie und der Nacken einer zufällig ausgewählten Körperseite aus max. 2 m Entfernung. Bei dem Sprunggelenk wird die Außen- sowie Innenseite beurteilt, es kann auch die Innenseite des gegenüberliegenden Beines beurteilt werden.
Erfasst werden Wunden (frische Verletzungen) oder Krusten die mind. 2 cm in Länge oder Durchmesser (> 10-Cent-Stück oder in etwa Daumennagelgröße) groß sind sowie im Vergleich zum Normalzustand (mit bloßem Auge) erkennbare Schwellungen (Umfangsvermehrung).
- Notiert wird das Auftreten von Schäden je Körperregionen.
- Tiere mit Wunden, Krusten oder Schwellungen an den Gelenken, der Oberlinie oder am Nacken erhalten die Boniturnote 1 für die jeweilige Körperregion.
- Bei horntragenden Tieren wird empfohlen, Hornstoßverletzungen zusätzlich zu erfassen (das Vorgehen wird in Modul 11 erläutert).
- Für Tiere in Anbindehaltung sollten Verletzungen im Hals- und Nackenbereich, die durch die Anbindevorrichtung verursacht wurden, beachtet werden.
Übungen
Vor der Beurteilung der eigenen Kühe empfehlen wir, das Erlernte zu festigen. Weiterführende Übungen können Sie im Rahmen der Online-Schulung des Projektes EiKoTiGer absolvieren. Anhand von Fotos und Videos lassen sich dort die erworbenen Kenntnisse anschließend auch in einem Online-Test prüfen. Je nach Ergebnis können Sie sich ein Zertifikat ausstellen lassen welches belegt, dass Sie die tierbezogenen Indikatoren nach erfolgreich absolvierter Schulung fachgerecht anwenden können. Die Schulung können Sie kostenlos nach einer Registrierung über den „Login“-Bereich (mit Zertifikaterwerb) oder ohne Registrierung über den „Demo-Login“ (ohne Zertifikaterwerb) nutzen. Hier gelangen Sie direkt zur Schulung des Indikators Integumentschäden (inkl. Schwellung).
Berechnung
Der Anteil Tiere mit Integumentschäden wird wie folgt berechnet. Hat eine Kuh mehr als nur eine Wunde/Kruste oder Schwellung wird es für das Gesamtergebnis nur einmal gewertet.
Für eine gezielte Schwachstellenanalyse ist es empfehlenswert, die Ergebnisse getrennt nach Körperregionen und getrennt nach Wunden, Krusten und Schwellungen zu errechnen.
Info
Häufige Ursachen sind u. a.:
- nicht tiergerechte Liegeflächen
- falsch eingestellte Fressgitter
- falsch eingestellte Nackenrohre
Ziel- und Warnwert
Ziel ist es, dass der Anteil Kühe mit mind. einem Integumentschaden ≤ 4 % liegt. Liegt der Anteil bei ≥ 10 %, sollten Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet werden.