Weide
Weidehaltung kommt dem natürlichen Lebensraum des Rindes am nächsten und erfüllt somit unter günstigen Bedingungen bestimmte Haltungsansprüche sehr gut. Die Weide ermöglicht es Kühen, viele ihrer natürlichen Verhaltensweisen ungehindert ausüben zu können; Weide kann Fütterungs- und Auslaufmöglichkeiten bieten, trotzdem birgt auch die Weidehaltung gewisse Herausforderungen. Damit die Kühe vom Weidegang profitieren, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
Futterangebot
Sowohl die Zusammensetzung des Weide-Aufwuchses, als auch sein Alter sowie die Aufwuchshöhe bestimmen den Futterwert der Weide. Dieser Wert kann sich von Tag zu Tag und im Laufe der Vegetationsperiode ändern und muss daher laufend neu im Rahmen des Weidemanagements bewertet werden. Wenn auch Fütterungsaspekte der Weide genutzt werden sollen, brauchen Rinder eine Mindesthöhe des Grasaufwuchses von 5-7 cm. Alte, überständige Pflanzen haben einen geringen Futterwert. Die Weidefläche, die Dauer des Weidegangs und die Tierzahl müssen daher immer aufeinander abgestimmt sein, um ein ausreichendes Futterangebot sicherzustellen.
Reicht das Futterangebot auf der Weide nicht aus, ist eine Zufütterung notwendig. Die Futterqualität auf der Weide und im Stall muss so aufeinander abgestimmt werden, dass sie die physiologischen Ansprüche der Kühe deckt. Insbesondere witterungsbedingte und jahreszeitliche Schwankungen der Weide müssen ausgeglichen werden. Das Futterangebot ist ausreichend, wenn die Kühe ganztägig Zugang zu geeignetem Futter haben.
Info
Herausforderungen der Weidehaltung:
- starker Verbiss und Schädigung der Grasnarbe bei mangelndem Aufwuchs
- Sicherung der Wasserversorgung auch über lange Strecken und in ausreichender Menge
- verlässlicher Schutz vor negativen Witterungseinflüssen
- Verschmutzung der Gliedmaßen und Euter bei Nässe und durch Verschmutzung der Wege, mit Beeinträchtigungen für Euter- und Klauengesundheit
Ziel
Ziel ist es, dass allen Kühen neben der Weide als Auslauf zu jeder Zeit Zugang zu qualitativ hochwertigem Futter in ausreichender Menge (Weidegras, Stallfutter etc.) ermöglicht wird.
Wasserversorgung
Für eine ausreichende Wasserversorgung müssen auch auf der Weide Tränken in angemessener Größe und Anzahl zur Verfügung stehen. Können die Kühe frei zwischen Weide und Stall wechseln, kann auch die Wasserversorgung im Stall genutzt werden. Bei großen Entfernungen oder ungünstiger Treibweggestaltung besteht jedoch die Gefahr, dass Kühe lange Strecke meiden und nicht ausreichend Wasser aufnehmen. Gleichzeitig müssen die Tränkeeinrichtungen in einem technisch und hygienisch einwandfreien Zustand erhalten werden. Besonders Einrichtungen, die dem natürlichen Verhalten der Kühe aus offenen Wasserflächen zu trinken entsprechen, sind besonders anfällig für Verunreinigungen. Das eingesetzte Wasser sollte eine hohe hygienische Qualität haben; gutes Brunnenwasser oder Wasser aus dem Trinkwassernetz sollte dabei Oberflächenwasser vorgezogen werden.
Herausforderungen der Weidehaltung:
- Sicherung der Wasserversorgung auch über lange Strecken und in ausreichender Menge
- Anschluss an Wasserversorgung in Tränkwasserqualität
- hohe Durchflussraten der Zuleitung von > 20 l/min oder Vorratsbecken
- tägliche Kontrolle der Funktionsfähigkeit und Hygiene der Tränkeinrichtungen
Ziel
Ziel ist eine angemessene Wasserversorgung der Kühe auf der Weide, die der Wasserversorgung im Stall entspricht. Im Sommer kann durch Hitzeeinfluss der Wasserverbrauch sogar höher sein als im Stall. Wasser muss daher dauerhaft, in guter Qualität und gut erreichbar verfügbar sein.
Witterungsschutz
Extreme Witterungsbedingungen fordern Anpassungsreaktionen der Tiere, für die entsprechende Schutzmöglichkeiten vorhanden sein müssen. Fehlen diese, kann das Wohlbefinden der Tiere gemindert werden und zu Krankheit und Leistungsrückgang führen. In Abhängigkeit von Temperatur und relativer Luftfeuchte beginnen Milchkühe, leistungsabhängig ab 16 °C unter Hitzestress zu leiden. Nässe wiederum senkt die isolierende Wirkung des Fells und kann so zu Auskühlung und Krankheiten führen.
Für einen natürlichen Witterungsschutz kommen Knicks und Bäume als Schattenspender genauso infrage, wie Senken und Erdwälle, die vor starken Winden schützen. Ist kein natürlicher Witterungsschutz gegeben, muss den Tieren ein Witterungsschutz in Form von Unterständen oder Schutzdächern gewährt werden oder der dauerhafte Zugang zum Stall gewährleistet werden. In jedem Fall ist auch in der nassen Jahreszeit den Tieren eine trockene Liegefläche in ausreichendem Umfang anzubieten.
Info
Anforderungen an einen geeigneten Witterungsschutz:
- verlässlicher Schutz vor negativen Witterungseinflüssen
- ausreichend Fläche für alle Tiere vorhalten (mind. 2 m² Schatten/ Tier, mind. 4 m² trockene Liegefläche/ Kuh)
- Zugang auch für rangniedere Tiere
Ziel
Ziel ist es, allen Tieren die Möglichkeit zu geben, witterungsbedingten Extremen auszuweichen und negative Folgen für das Wohlbefinden der Tiere zu vermeiden.
Treibwege
Für eine tiergerechte Weidehaltung ist, besonders für Milchkühe, die Einrichtung sicherer Treibwege zu den Weideflächen notwendig. Melkende Kühe müssen im Allgemeinen zweimal täglich zwischen Weidefläche und Melkstand hin- und zurückgehen. Sichere und tiergerechte Treibwege sorgen für einen ungestörten Tierverkehr, unterstützen eine arbeitswirtschaftliche Weidehaltung und tragen zur Gesunderhaltung der Kühe bei. Der Aufbau der Treibwege orientiert sich an den natürlichen Bedürfnissen der Kühe. Dafür müssen die Wege vor allem trittsicher, eben und sauber sein. Um Konflikte mit ranghöheren Tieren vermeiden zu können, müssen die Wege breit genug sein und Engstellen (< 3 m Breite) bei der Streckenführung vermieden werden. Eine sichere Einzäunung der Wege sorgt für die nötige Hütesicherheit und reduziert gleichermaßen das Verletzungsrisiko. Bei langen Wegstrecken muss die Bodenbeschaffenheit an die Bedürfnisse des Rindes als Weichbodengänger angepasst werden, sonst kommt es zu Beeinträchtigungen der Klauengesundheit.
Info
Häufige Probleme bei Treibwegen:
- ungeeignete Bodenbeschaffenheit durch fehlende Befestigung (Durchtreten der Deckschicht)
- Verschmutzung der Gliedmaßen und Euter bei Nässe und durch verschmutzte Wege, mit Beeinträchtigungen für Euter- und Klauengesundheit
- vermehrtes Auftreten von Klauenverletzungen und Sohlengeschwüren durch steinige Wege
- erhöhter Treibeaufwand auf ungeeigneten Wegen verursacht Stress bei den Kühen
Ziel
Ziel ist es, dass alle Treibwege trittsicher, eben und sauber sind. Außerdem müssen die Wege breit genug sein, um Konflikten mit ranghöheren Tieren vermeiden zu können.