Fressplätze und Wasserversorgung
Damit Milchkühe hohe Leistungen ohne gesundheitliche Einbußen erzielen können, ist die bedarfsgerechte Versorgung mit Futter und der permanente Zugang zu Wasser eine Grundvoraussetzung. Mängel in der Futter- und Wasserversorgung führen zu einer reduzierten Futteraufnahme, Stoffwechselstörungen und damit zu einer Beeinträchtigung des Tierwohls.
Anzahl Fressplätze
Damit Kühe ihr arteigenes Verhalten der gleichzeitigen Futteraufnahme ausführen können, muss das Tier-Fressplatzverhältnis so gestaltet sein, dass alle Tiere gleichzeitigen Zugang zum Futter haben. Zudem ist ein unbegrenzter Zugang zum Futtertisch die Grundlage für eine hohe Futteraufnahme und Leistung. Jedes Tier sollte immer einen freien Fressplatz vorfinden, da es ansonsten zu verlängerten Stehzeiten und Auseinandersetzungen kommt. Dies führt zu Stress und vermindertem Wohlbefinden.
Beurteilung
Bei Fressplätzen mit Nackenholm definiert die Länge des Futtertischs die Anzahl der Fressplätze, wobei ein Fressplatz mit 0,75 m kalkuliert wird.
Bei Fress-Fanggittern entspricht jeder Platz einem Fressplatz.
Alle Fressplätze pro Gruppe, unabhängig von der Art der Fressplatzgestaltung, ergeben die Gesamtzahl der vorhandenen Fressplätze. Fressplätze, an denen kein Futter vorgelegt wird oder die durch bauliche Einrichtungen versperrt sind, werden nicht mitgezählt
Info
Ein unzureichendes Angebot an Fressplätzen führt zu:
- Verdrängung rangniederer Tiere am Futtertisch
- verlängerte Steh- und damit verkürzter Ruhezeiten
- reduzierte Futteraufnahme
- Unruhe und Stress werden durch eine ungleichmäßige Verfügbarkeit von Grundfutter noch verstärkt
- Reduktion der Milchleistung
Ziel
Ziel ist ein Tier-Fressplatzverhältnis von 1 : 1 bzw. 75 cm Futtertisch/Tier. Bei horntragenden Rindern 95 cm Fressplatz/Tier.
Wasserversorgung
Eine unzureichende Wasserversorgung und mangelhafte Wasserqualität beeinflussen das Wohlbefinden, führen zu Leistungseinbußen und fördern Stoffwechselstörungen sowie Erkrankungen. Für eine sichere und stressfreie Wasserversorgung muss eine, bezogen auf die Tierzahl, ausreichende Anzahl an fachgerecht installierten, frostsicheren Tränkeplätzen mit ausreichender Dimensionierung der Anschlüsse gewährleistet sein. Korrosion und Ablagerungen können die Leitungsquerschnitte und somit auch die Wasserdurchflussrate allmählich reduzieren.
Der Zugang zu Tränkestellen in ausreichender Zahl und ihre Funktionssicherheit mit ausreichender Wasserdurchflussrate sind daher wichtige Indikatoren der Wasserversorgung. Da einzelne ranghohe Tiere oft den Zugang zu „theoretisch“ ausreichend langen Trogtränken blockieren, sollte der Anzahl der Tränkestellen mehr Bedeutung zugemessen werden als der Gesamttroglänge. Defekte Tränken müssen umgehend instandgesetzt, falsch dimensionierte Leitungen zeitnah ausgetauscht sowie fehlende Tränken ergänzt werden.
Beurteilung
Beurteilt werden alle vorhandenen Tränken.
Die Prüfung der Wasserversorgung im Rahmen der täglichen Routinekontrolle ist durch die halbjährliche Kontrolle nicht ersetzbar. Routinemäßig sollte hierbei auch die Sauberkeit von Tränken und Tränkewasser überprüft werden. Bei regelmäßig beobachteter Verschmutzung des Wassers sollte die Positionierung der Tränke überprüft werden. Da Zapfentränken keine artgemäße Wasseraufnahme ermöglichen, wird der Nachlauf grundsätzlich als unzureichend eingestuft und diese Tränken nicht weiter berücksichtigt. Hilfreich für die Erfassung sind Eimer mit Skala und Messbecher in entsprechender Größe (passend zu der jeweiligen Tränke).
Prüfung der Tränkeeinrichtungen auf Funktionsfähigkeit und ausreichenden, stark strömenden Wassernachfluss:
- Der Wassernachfluss wird durch das Öffnen des Tränkeventils über 30 Sekunden anhand der ausströmenden Wassermenge ermittelt. Dabei werden Einzeltiertränken (z. B. Schalentränken oder kleinere Trogtränken) mit einer erforderlichen Mindestdurchflussmenge von 10 l/Minute und Tränken, an denen gleichzeitig mehrere Tiere trinken können, mit einer Mindestdurchflussmenge von 20 l/Minute beurteilt.
- Bei Trogtränken mit großem Vorratsbehälter (Tränken für mehrere Tiere), die ausreichend mit Wasser gefüllt sind, wird die Funktionsfähigkeit des zügigen Wassernachflusses geprüft. Die genaue Nachflussgeschwindigkeit muss nicht zwingend ermittelt werden.
Die Durchflussrate einer Tränke ist unzureichend, wenn die folgenden Mindestanforderungen nicht erfüllt werden:
Tränke | l/30 sec |
---|---|
Einzeltiertränken | 5 |
Tränken für mehrere Tiere | 10 |
Prüfung, ob die Anzahl der Tränkestellen mit ausreichender Durchflussrate innerhalb einer Tiergruppe angemessen ist:
- Für jede Tiergruppe wird die Tierzahl und die Anzahl der Tränkestellen mit ausreichender Durchflussrate erfasst.
- Die Anzahl Tränkestellen ist unzureichend, wenn die in der Tabelle aufgeführten Mindestanforderungen nicht erfüllt werden. In Gruppen mit ≤ 20 Kühen sollten zwei Tränkestellen vorhanden sein, die sowohl technisch als auch räumlich voneinander getrennt sind. Für je 20 weitere Kühe sollte eine zusätzliche Tränkestelle vorgehalten werden, die ebenfalls technisch und räumlich von den anderen getrennt sein muss.
- Eine Tränke, die länger als eine Kuhlänge (bei Holsteinkühen ca. 240 cm) ist, kann als zwei Tränkestellen angesehen werden. Gleiches gilt für Trogtränken, die – baulich voneinander abgetrennt – von zwei gegenüberliegenden Seiten zugänglich sind.
Mit der folgenden Tabelle wird verglichen, ob die Tiere jeder Gruppe ausreichend mit Wasser versorgt sind.
Anzahl Tiere je Gruppe | Mindestanzahl funktionsfähige Tränkestellen |
---|---|
≤ 20 | 2 |
21 – 40 | 3 |
41 – 60 | 4 |
61 – 80 | 5 |
81 – 100 | 6 |
Für Rinder in Anbindehaltung muss sichergestellt werden, dass jedes Tier Zugang zu einer Tränke mit ausreichender Durchflussrate hat. Empfohlen wird ein Tier:Tränken-Verhältnis von 1 : 1.
Info
Ein unzureichendes Angebot an Tränkestellen führt zu:
- Verdrängung rangniederer Tiere
- verlängerte Steh- und damit verkürzte Ruhezeiten
- reduzierte Wasseraufnahme
- Unruhe und Stress
- Leistungseinbußen
- Stoffwechselstörungen
Zielwert
Für Gruppen ≤ 20 Kühe sollten 2 Tränkenstellen vorhanden sein. Für je 20 weitere Kühe sollte eine zusätzliche Tränkestelle vorgehalten werden. In Anbindehaltung wird ein Tier-Tränken-Verhältnis von 1:1 empfohle. Kein Tier sollte unzureichend mit Wasser versorgt sein.