Eutergesundheit

Der Gehalt an somatischen Zellen in der Milch ist ein bewährter Indikator für die Eutergesundheit einer Kuh. Erhöhte Zellzahlen geben Aufschluss über Entzündungsprozesse in der Milchdrüse, da sie eine vermehrte Einwanderung von Abwehrzellen widerspiegeln. Klinische Mastitiden können beim Tier außerdem zu Schmerzen, Fieber und Störungen im Allgemeinbefinden führen. Chronische Mastitiden verursachen eine Daueraktivität des Abwehrsystems sowie eine Schädigungen des milchgebenden Gewebes, sodass es zu dauerhaften Milchleistungseinbußen kommt. Für die Eutergesundheit liegen belastbare monatliche Daten für alle Betriebe vor, die an der Milchkontrolle teilnehmen.

Anteil eutergesunder Tiere

Der Indikator „Anteil eutergesunder Tiere“ ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung auf Herdenebene. Neuinfektionen und die Wirksamkeit von Verbesserungs- und Behandlungsmaßnahmen werden dadurch frühzeitig erkannt.

Definition & Berechnung

Der Indikator beschreibt den Anteil an Tieren mit einem Zellgehalt ≤ 100.000 Zellen/ml Milch an allen laktierenden Tieren in der aktuellen Milchkontrolle.

Info

Ein zu geringer Anteil eutergesunder Tiere in der Herde bedeutet, dass Maßnahmen zur Senkung des Neuinfektionsrisikos getroffen werden müssen.

Zahlreiche wertvolle Hinweise zur Senkung des Neuinfektionsrisikos finden Sie in der Infothek der Milchkontrolle.
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Ziel- und Warnwert


Ziel ist es, dass der Anteil eutergesunder Tiere ≥ 75 % liegt. Liegt der Anteil ≤ 50 %, sollten Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet   werden.


Anteil Tiere mit einem deutlich erhöhten Milchzellgehalt

Der Gehalt an somatischen Zellen in der Milch ist ein bewährter Indikator für den Eutergesundheitsstatus einer Kuh. Erhöhte Zellzahlen geben Aufschluss über Entzündungsprozesse in der Milchdrüse. Ein hoher Anteil an Tieren mit einem deutlich erhöhten Milchzellgehalt in der Herde gefährdet die Lieferfähigkeit der Milch und birgt ein hohes Ansteckungsrisiko für die eutergesunden Tiere.

Definition & Berechnung

Der Indikator bildet alle Tiere mit einem Milchzellgehalt > 400.000 Zellen/ml Milch zum Zeitpunkt des Probemelkens ab.

Info

Bekannte Risikofaktoren sind:

  • Mängel in der Melk- und Stallhygiene sowie in der Melktechnik
  • Schwächung der körpereigenen Abwehrlage der Kühe durch:
    • Stoffwechselstörungen
    • chronischen Stress (z. B. durch nicht ausreichend verfügbare Ressourcen wie Futter- und Liegeplätze, groben Umgang mit den Tieren)

Ziel – und Warnwert


Ziel ist es, dass der Anteil euterkranker Tiere ≤ 5 % liegt. Liegt der Anteil euterkranker Tiere ≥ 15 %, sollten Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet werden.


Heilungsrate in der Trockenperiode

Dieser Indikator gibt Aufschluss darüber, ob die Ausheilung von Mastitiden während der Trockenperiode erfolgreich war. Außerdem kann durch den Indikator das Trockenstellmanagement überprüft und beurteilt werden. Eine Darstellung im Jahresverlauf ist im Hinblick auf saisonale Einflüsse ratsam.

Definition & Berechnung

Die Heilungsrate in der Trockenperiode beschreibt die Kühe, die mit einem Zellgehalt von > 100.000 Zellen/ml Milch trockengestellt wurden und in der 1. MLP nach der Kalbung einen Zellgehalt von ≤ 100.000 Zellen/ml Milch aufweisen.

Info

Gründe für eine niedrige Heilungsrate während der Trockenperiode sind:

  • Verzicht auf geeignete antibiotische Trockensteller
  • zu viele Neuinfektionen während der Trockenperiode
  • zu viele unheilbare kranke Kühe im Bestand
  • Überbelegung

Ziel- und Warnwert


Ziel ist eine Heilungsrate in der Trockenperiode von ≥ 75 %. Liegt die Heilungsrate in der Trockenperiode ≤ 50 %, sollten Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet werden.


Neuinfektionsrate in der Trockenperiode

Beginn und Ende der Trockenperiode bis hinein in die Frühlaktation sind für eine Milchkuh die gefährlichsten Phasen, um an einer Mastitis zu erkranken. Der Indikator gibt Aufschluss darüber, inwieweit die Eutergesundheit der Tiere aufrechterhalten werden konnte.

Definition & Berechnung

Eine Kuh gilt als neuinfiziert, wenn sie vor dem Trockenstellen einen Zellgehalt von ≤ 100.000 Zellen/ml Milch und zu Beginn der neuen Laktation >100.000 Zellen/ml Milch aufweist.

Info

Wichtige Ursachen für eine hohe Neuinfektionsrate:

  • unhygienische Haltungsbedingungen
  • zu lange Nachstreuintervalle
  • zu viel Milch zum Trockenstellen
  • zu viele Fliegen, die Erreger (v. a. S. aureus) übertragen
  • keine antibiotischen Trockensteller und/oder interne Zitzenversiegler
  • Überbelegung im Stall

Ziel- und Warnwert


Ziel ist es, dass die Neuinfektionsrate in der Trockenperiode bei ≤ 15 % liegt. Liegt die Neuinfektionsrate in der Trockenperiode ≥ 30 %, sollten Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet werden.


Färsenmastitis

Die Erstlaktierenden sind die Zukunft des Betriebs. Nur wenn sie mit gesunden Eutern in das Leben als Milchkuh starten, können Spätfolgen von Mastitiden wie vermindertes Leistungspotenzial und ein damit einhergehender frühzeitiger Abgang vermieden werden.

Definition & Berechnung

Die Färsenmastitisrate berechnet sich aus den Erstlaktierenden, die in der ersten MLP nach der Kalbung einen Zellgehalt von > 100.000 Zellen/ml Milch aufweisen, gemessen an allen Erstlaktierenden.

Info

Risikofaktoren für eine Mastitis sind:

  • mangelnde Hygiene
  • Erreger, die durch Fliegen übertragen werden
  • gemeinsames Aufstallen von tragenden Färsen und Trockenstehern
  • Überbelegung
  • ansaugende Tiere

Ziel- und Warnwert


Ziel ist es, dass die Färsenmastitisrate ≤ 15 % liegt. Liegt die Färsenmastitisrate ≥ 30 %, sollten Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet werden.


Anteil chronisch euterkranke Tiere mit schlechten Heilungsaussichten

Dieser Indikator weist auf Kühe hin, die an einer chronischen Mastitis erkrankt sind. Risikotiere werden mithilfe der Kennzahl kontrollierbar. Langfristig sollten chronisch kranke Tiere mit schlechten Heilungsaussichten die Herde verlassen.

Definition & Berechnung

Der Indikator beschreibt den Anteil der Tiere, die in den letzten drei aufeinanderfolgenden Milchkontrollen jeweils einen Zellgehalt > 700.000 Zellen/ml Milch an allen laktierenden Tieren in der aktuellen Milchkontrolle aufweisen.

Info

Tiere mit schlechten Heilungsaussichten sind ein Risikofaktor:

  • sie verbreiten kuhassoziierte Keime in der Herde
  • tragen zu einer schlechten Heilungsraten während der Trockenperiode bei

Ziel- und Warnwert


Ziel ist es, dass der Anteil chronisch euterkranker Tiere ≤ 1 % liegt. Liegt der Anteil ≥ 5 %, sollte das als kritisch angesehen und die Ursache(n) ausfindig gemacht werden.


Mastitisinzidenz

Die Häufigkeit der dokumentierten Mastitisbehandlungen (Behandlungsinzidenz) kann alternativ oder ergänzend zum Gehalt somatischer Zellen als Eutergesundheitsindikator verwendet werden, falls keine einzeltierbezogenen MLP-Daten vorliegen. Sie gibt einen Hinweis auf die Häufigkeit klinischer Mastitiden und – je nach Behandlungsstrategie – auch chronisch-subklinischer Mastitiden.

Definition & Berechnung

Zur Berechnung des Indikators wird jede Euterbehandlung innerhalb des Jahres gezählt. Erneute Behandlungen nach 7 Tagen Behandlungspause zählen als neue Behandlungen, auch wenn sie dasselbe Viertel betreffen. Es werden auch antibiotische Trockenstellpräparate erfasst, jedoch getrennt von den Behandlungen in der Laktation.
Die Auszählung der Behandlungsinzidenz erfolgt auf Basis der Arzneimittel-Anwendungs- und Abgabebelege (AUA-Belege), z. B. mit einer Strichliste oder entsprechendem Herdenmanagementprogramm. Gegebenenfalls können auch digital vorliegende Daten der Tiergesundheitsprogramme der Landeskontrollverbände genutzt werden.

Info

Bekannte Risikofaktoren sind:

  • Mängel in der Melk- und Stallhygiene, sowie der Melktechnik
  • Schwächung der körpereigenen Abwehrlage durch chronischen Stress, z. B.
    • Hitze
    • begrenzt verfügbare Ressourcen
    • groben Umgang mit den Tieren

Zusätzlich ist die Behandlungsinzidenz von der Behandlungsstrategie des Tierhalters abhängig.

Ziel- und Warnwert


Ziel ist es, dass die Mastitsinzidenz bei ≤ 10 % liegt. Liegt der Anteil der Tiere mit einer Mastitisbehandlung bei ≥ 30 %, sollten in Abstimmung mit dem betreuenden Hoftierarzt Maßnahmen zur Verbesserung der Eutergesundheit eingeleitet werden.