Verteilung der Abgänge
Kühe verlassen aus unterschiedlichen Gründen den Betrieb. Ob es sich dabei um bewusste Managemententscheidungen handelt oder es zu ungeplanten Verlusten kommt, lässt sich mit dem Blick auf diese Indikatoren fundierter beantworten. Im Sinne des Tierwohls gilt es besonders solche Tiere im Auge zu behalten, die den Betrieb ungewollt früher verlassen mussten und die Ursachen hierfür aufzudecken.
Abgangsrate
Hohe Merzungs-/ Abgangsraten verursachen eine geringe Nutzungsdauer und somit eine nicht optimal ausgeschöpfte Lebensleistung der Milchkühe. Da diese Rate auch von strategischen Managemententscheidungen beeinflusst ist, sollte dieser Indikator für das Tierwohl im Gesamtzusammenhang betrachtet werden.
Definition & Berechnung
Der Indikator beschreibt den Anteil der gemerzten Kühe bezogen auf den Durchschnittskuhbestand des Betriebes der letzten zwölf Monate. Gemerzte Kühe sind alle Kühe, die im Betrachtungszeitraum aus der Milchkontrolle abgegangen sind. Ausgenommen sind Tiere, die zur Zucht abgegeben wurden.
Info
Zu den häufigsten Abgangsursachen zählen:
- Fruchtbarkeitsstörungen
- Eutererkrankungen
- Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen
Ziel- und Warnwerte
Ziel ist es, dass der Anteil der gemerzten bzw. abgegangenen Kühe bei ≤ 25 % liegt. Liegt der Anteil ≥ 40 %, sollten Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet werden.
Abgänge unter 100 Laktationstagen
Abgänge von Kühen vor dem 100. Laktationstag sind zumeist ungewollte Abgänge, die nicht auf bewussten Managemententscheidungen beruhen. Abgänge in dieser Hochleistungsphase sind immer unwirtschaftlich und sollten im Sinne des Tierwohls sowie aus ökonomischer Sicht vermieden werden. Die Ursachen sind häufig in der vorherigen Laktation, der Trockenstehphase, aber auch im geburtsnahen Zeitraum der aktuellen Laktation begründet.
Definition & Berechnung
Der Indikator beschreibt den Anteil der gemerzten Kühe innerhalb der ersten 100 Laktationstage, bezogen auf den Durchschnittskuhbestand des Betriebes der letzten zwölf Monate. Gemerzte Kühe sind alle Kühe, die im Betrachtungszeitraum vor dem 100. Laktationstag aus der Milchkontrolle abgegangen sind. Ausgenommen sind Tiere, die zur Zucht abgegangen sind.
Info
Die Ursachen für Abgänge in der Frühlaktation sind durchaus vielfältig, neben Unfällen lassen sie sich häufig auf das Management rund um die Abkalbung zurückführen.
Mögliche Ursachen sind:
- Haltungsumfeld der Trockensteher bzw. Färsen
- Fütterung der Trockensteher bzw. Färsen
- unzureichende oder fehlerhafte Geburtshilfe
- Überbelegung
- Haltungsumfeld der Frischmelker
Ziel- und Warnwerte
Ziel ist es, dass der Anteil der gemerzten bzw. abgegangenen Kühe in den ersten 100 Laktationstagen bei ≤ 5 % liegt. Liegt der Anteil ≥ 10 %, sollten Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet werden.
Nutzungsdauer
Die Nutzungsdauer hat einen großen Einfluss auf die Lebensleistung und kann indirekt das Tierwohl widerspiegeln. Kühe erreichen circa in der 5. Laktation ihr maximales Milchleistungsniveau. Gleichzeitig amortisieren sie im Durchschnitt erst in der 3. Laktation ihre Aufzuchtkosten. Eine lange Nutzungsdauer ist nicht nur aus Tierschutzgründen, sondern auch aus ökonomischer Sicht wichtig.
Definition & Berechnung
Die Nutzungsdauer ist die Anzahl der Tage nach dem ersten Kalben bis zum endgültigen Ausscheiden eines Tieres aus der Milchkontrolle. Es wird das Abgangsalter aller Kühe erfasst, mit Ausnahme der Kühe, die auf anderen Betrieben z. B. zur Zucht weitergenutzt werden.
Info
Die Nutzungsdauer wird nicht nur durch den Gesundheitszustand der Herde beeinflusst, sondern auch durch strategische Managemententscheidungen des Tierhalters (z. B. Färsenvornutzung) oder ökonomische Rahmenbedingungen (z. B. Milchmarkt, Schlachtpreise für Altkühe).
Ziel- und Warnwerte
Ziel ist es, dass die Nutzungsdauer der gemerzten Kühe bei ≥ 48 Monate liegt. Liegt die Nutzungsdauer ≤ 30 Monate, sollten Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet werden. Die Nutzungsdauer kann indirekt als Indikator für das Tierwohl herangezogen werden, ist allein für sich betrachtet allerdings nicht geeignet.
Kuhmortalität
Die Kuhmortalität ist vom betriebsindividuellen Management abhängig und – neben ihrer Tierschutzrelevanz – auch aus ökonomischer Sicht von großer Bedeutung.
Berechnung & Definition
Der Indikator umfasst alle verendeten, notgetöteten und euthanasierten Kühe.
Info
Zu den bekannten Risikofaktoren zählen u. a.:
- Unfälle
- Produktionskrankheiten (z. B. Eutergesundheits- und Stoffwechselstörungen)
- Lahmheiten
- infektiöse Erkrankungen
Ziel- und Warnwerte
Ziel ist es, dass die Kuhmortalität bei ≤ 2 % liegt. Liegt die Kuhmortalität bei ≥ 5 %, sollten Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet werden.